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Ohne Kabel bremsen: Die Funk-Bremse fürs Fahrrad
In diesem Artikel erfährst du alles über die Funk-Bremse, wie sie funktioniert und welche Vorteile sie bietet.
- Auf einen Blick
Es mag drängendere Fragen geben als die nach einer Alternative für die herkömmliche Fahrradbremse. Aber weil der menschliche Innovationsgeist niemals ruht, haben ausgerechnet Forscher an einer deutschen Universität eine ferngesteuerte Bremse fürs Fahrrad entwickelt. Das drahtlose System arbeitet mit einem winzigen WLAN-Netz und ist nahezu unfehlbar. Lies, was es mit dieser Funk-Bremse fürs Fahrrad auf sich hat, welche Vorteile sie bietet, wie man mit ihr ohne Kabel bremsen kann und ob diese Neuentwicklung bereits in Fahrrädern verbaut wird.
Verrückte Idee? Die ferngesteuerte Bremse am Fahrrad
Egal, ob du dein Rad mit einer Felgenbremse oder einer Scheibenbremse abstoppst – wie bei jeder anderen mechanischen Bremse überträgt ein Bremshebel die Bremskraft aufs Rad. Dabei kommt ein Seilzug zum Einsatz, korrekter: der Bremszug. Bei Betätigung des Bremshebels wird der Bremszug angezogen und so die Fahrradbremse aktiviert. Hydraulische Bremsen wiederum funktionieren, indem per Bremshebel die in der Bremsleitung befindliche Bremsflüssigkeit verdichtet wird und der Druck auf den Bremssattel die Fahrtgeschwindigkeit drosselt. Dies alles ist nicht neu. Neu ist hingegen die Idee, bei mechanischen Fahrradbremsen Bremshebel und -züge abzuschaffen und durch Funktechnik zu ersetzen. Der Bremsvorgang erfolgt dann ferngesteuert. Aber lohnt sich überhaupt eine solche Funk-Bremse fürs Fahrrad?
Die Funk-Bremse fürs Fahrrad funktioniert mit WLAN
Eigentlich hatten Informatiker der deutschen Universität des Saarlandes die Entwicklung von drahtlosen Bremssystemen in Zügen im Sinn. Das Ziel des Projekts war ein Plus an Sicherheit, weil diese Funk-Bremsen ohne Bowdenzug auskämen und unter wirklich allen Umständen funktionieren würden. Weil sie solche Systeme erst einmal im Kleinen testen wollten, entstand der Plan, eine solche ferngesteuerte Bremse fürs Fahrrad zu entwickeln. Auch dort hätte sie einen praktischen Nutzen: Bremszüge sind Verschleißteile. Viele Radler können ein Lied davon singen, wenn der Bremszug gerade dann reißt, wenn es am ungünstigsten ist. Auch ist dieses Teil regelmäßig zu fetten und muss nachgezogen werden, um seine Funktion voll zu erfüllen. Die Funk-Bremse fürs Fahrrad arbeitet dagegen mit WLAN. Das mag überraschen. Das Bedienelement der innovativen ferngesteuerten Bremse am Fahrrad sitzt vorn am Lenker und kann dort noch unmittelbarer betätigt werden als der klassische Bremshebel.
So lässt sich ein Rad ohne Kabel bremsen
In „bremsligen“ Situationen genügt ein beherzter Druck auf den im Lenkergriff integrierten Sensor. Dieser gibt ein Signal an einen kleinen Sender weiter, der ebenfalls am Lenker angebracht ist. An der Gabel des Fahrrads sitzt ein ebenso kleiner Empfänger. Dieser nimmt das Signal auf und aktiviert über einen sogenannten Aktor die Scheibenbremse. Damit die Funk-Bremse am Fahrrad nicht ständig falschen Alarm auslöst, reagiert der Drucksensor erst ab einem bestimmten Kraftaufwand. Wie in der Raumfahrt ist auch dieses System doppelt besetzt. Sender und Empfänger für die ferngesteuerte Bremse des Fahrrads gibt es noch in einer parallelen Anordnung an der Vorderrad-Gabel sowie den Hinterradspeichen, sodass beim Ausfallen der einen Funkverbindung immer noch die andere greift. Das mag sich kompliziert anhören. In der Praxis geht es aber nur um recht kleine Bauteile, die sich problemlos am Rad verbauen lassen. Die Bremsscheibe selbst funktioniert dabei wie bei jedem anderen Rad auch.
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Eine Billiarde Bremsversuche – nur drei Aussetzer
Das Saarbrücker Wissenschaftler-Team vom Lehrstuhl Verlässliche Systeme und Software hatte nicht so sehr Probleme mit der technischen Machbarkeit als mit der Schaffung absolut zuverlässiger Sicherheitsmechanismen. Wenn eine Funk-Bremse am Fahrrad schon irgendwie funktioniert, dann muss sie es in einem Hochgeschwindigkeitszug unter allen Umständen können. Nach Berechnungen der Tüftler seien bei einer Billiarde Bremsversuchen mit der ferngesteuerten Bremse am Fahrrads lediglich drei fehlgeschlagen. Die Zuverlässigkeit der kabellosen WLAN-Bremse liegt somit bei 99,999999999997 Prozent. Die Forderung nach hundertprozentiger Sicherheit wird damit zwar nicht erfüllt, dürfte aber auch kein anderes von Menschen gebautes Bremssystem in der Praxis wirklich erreichen.
Wann kommt die Funk-Bremse fürs Fahrrad?
Nun stellt sich die Frage: Hat die in Saarbrücken entwickelte Funk-Bremse am Fahrrad das Zeug zur Serienreife? Und wo ließe sie sich einsetzen? Die ersten Versuche mit einem Fahrrad, das ohne Kabel gebremst werden kann, wurden auf dem Cruiser Bike des Teamleiters absolviert. Es folgten Gespräche mit Herstellern und Entwicklungsbüros. Das erste Serienprodukt kommt indes aus einer ganz anderen Richtung: mySTOPY ist eine brandneue Funk-Bremse für Kinderfahrräder, die von den Eltern als Notstopp aus der Ferne aktiviert werden kann. Dazu muss ein Knöpfchen am Funk-Armband gedrückt werden, was über einen Sender das Blockieren des Hinterrads durch einen Bremskeil auslöst. Das System funktioniert bis 100 Meter Entfernung vom Rad. Bereits 2019 hatte der Fahrradbremsen-Hersteller Magura ein Konzeptbike vorgestellt: das Mountainbike der Zukunft. Es kommt ohne Kabel und Leitungen aus. Die ferngesteuerte Bremse des Fahrrads wird wie bei dem Modellprojekt aus Saarbrücken vom Lenker aus gesteuert. Weiterhin wurde unter der Marke Milan eine drahtlose Fahrradbremse angeboten, die mittels eines Lasers funktioniert – aber derzeit nicht auf dem Markt ist. Der Siegeszug der Funk-Bremse am Fahrrad lässt also noch auf sich warten. Technisch machbar ist sie jedenfalls.