Fatbike im verschneiten Wald bei Sonnenschein
Das Fatbike mag Schnee - aber auch Sand, Geröll oder Wüste. (Bild: nikolaskus - stock.adobe.com )

Fatbike: über Stock und Stein – auch bei Eis und Schnee

Welche Vor- und Nachteile haben Fatbikes haben, welche Einsatzgebiete kommen für das Dickerchen in Frage, fährt man es besser mit Schlauch oder tubeless.

  • 5 Min.
  • 20/01/2020 - 17:13
  • Hanna von linexo
  • Auf einen Blick

Bei dieser optisch wie fahrtechnisch sehr speziellen Art von Rad handelt es sich im Prinzip um ein Mountainbike mit dicken Reifen. Um genau zu sein, mit extrem dicken Reifen. Welche Vor- und Nachteile Fatbikes haben, welche Einsatzgebiete für das Dickerchen in Frage kommen, ob du es besser mit Schlauch oder tubeless fahren solltest und welche Preise für Fatbikes aufgerufen werden, erfährst du hier.

Fatbike: expeditionstauglicher Supersize-Import

Ob Schnee, Sand, Geröll oder Wüste: Mit dem Fatbike kannst du so gut wie jedem Gelände und jeder Witterung trotzen. Ursprünglich wurde das Mountainbike mit den dicken Reifen für die Wälder, Weiten und Schneelandschaften Nordamerikas konzipiert, doch mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine echte Fangemeinde. Aber – was ist ein Fatbike überhaupt? Das augenfälligste Merkmal sind seine mit 4,0 bis 5,0 Zoll überbreiten Reifen, deren Durchmesser bis zu 30 Zoll erreichen kann und die mit geringem Luftdruck gefahren werden. Diese Alleinstellungsmerkmale prädestinieren das Fatbike für losen Untergrund, denn während ein schmaler Reifen den Untergrund verschiebt, passt sich der Reifen beim Fatbike dem Untergrund an – das sorgt für herausragende Kraftübertragung bei Schnee, Matsch, Schotter oder Sand. Entsprechend breiter sind Rahmen und Gabel beim Fatbike und auch der Abstand der beiden Kurbelarme, also die Lagerbreite, fällt großzügiger aus. Aufgrund der ohnehin schon ausgeprägten Dämpfungseigenschaften wird beim Fatbike in der Regel auf die Federgabel verzichtet. Wenn eine Starrgabel für den jeweiligen Einsatzzweck nicht genug Performance, Sicherheit und Komfort bietet, werden vorzugsweise Federgabeln mit geringem Federweg verwendet, beispielsweise die Rock Shox Bluto. Bremsen und Antrieb entsprechen herkömmlichen Mountainbikes: je nach Gelände und Fahrstil sind sie mit mechanischen oder hydraulischen Scheibenbremsen und einem Antrieb mit einem oder zwei Kettenblättern ausgestattet.

Fatbike: fette Reifen und niedriger Luftdruck

Seine überlegene Geländetauglichkeit verdankt das Fatbike vor allen Dingen der Tatsache, dass die breiten Reifen mit niedrigem Reifendruck gefahren werden. Dadurch entsteht eine enorme Reifenaufstandsfläche – der Reifen hat quasi maximalen Kontakt zum Boden. Das Ergebnis ist eine herausragende Traktion, insbesondere bei Anstiegen und in Kurven, sowie ein geringer Rollwiderstand. Außerdem sorgt das große Luftvolumen für optimale Dämpfung, weil der Reifen als Federelement wirkt. Welcher Luftdruck für dich und dein Fatbike richtig ist, hängt von deinem Eigengewicht und Fahrstil, der Felge und der Art des Reifens ab. Sehr leichte Biker kommen mit 0,2 Bar gut zurecht, andere nutzen bis zu 0,8 Bar. Es ist ratsam, anfangs mit 0,5 Bar zu fahren und sich an den Optimalwert heranzutasten.

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Fatbike: Schlauch- oder Tubelessreifen?

Wie wir sehen, dreht sich beim Fatbike so gut wie alles um Reifen und Reifendruck. Entsprechend stellt sich die Frage, ob du deinen Brummer besser mit Schlauch oder mit schlauchlosen Reifen fahren solltest, deren Mantel luftdicht mit der Felge abschließt und direkt mit Luft gefüllt wird – bei Motorrädern und Autos schon seit Jahrzehnten gang und gäbe und auch im Mountainbike-Bereich mittlerweile weitverbreitet. Für das Fatbike, das mit geringem Reifendruck gefahren wird, um einen besseren Grip und optimale Dämpfung zu erzielen, bringen Tubeless-Reifen diverse Vorteile mit sich. Bei niedrigem Luftdruck ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Felge und Mantel beim Überfahren von Hindernissen zusammenstoßen und dabei den Schlauch einklemmen und beschädigen. Das kann natürlich bei Schlauchlos-Reifen nicht passieren. Außerdem gelten sie nicht nur als pannensicher, sondern verringern auch den Rollwiderstand und das Gewicht – um bis zu 200 Gramm pro Laufrad. Es ist möglich, Schlauchreifen und Felgen selbst umzurüsten, wenn diese als „tubeless ready“ gekennzeichnet sind. Umfassende allgemeine Informationen zu Tubeless-Reifen findest du im Artikel Tubeless-Reifen – was ist das?

Fatbike: gewichtige Gegenargumente?

Wie jedes Fahrrad hat auch das Fatbike Vorteile und Nachteile. Zwar ist das Fahrrad mit den dicken Reifen erstaunlich leicht zu fahren, aber das Eigengewicht macht sich bei natürlich bemerkbar, besonders beim Anfahren. Insgesamt ist das Fatbike in der Regel träger als ein herkömmliches Mountainbike und reagiert nicht gerade blitzartig auf Steuerimpulse. Durch die Verwendung leichterer Werkstoffe und auch durch Tubeless-Reifen lässt sich einiges an Gewicht sparen, man muss für diese Ersparnis allerdings tiefer in die Tasche greifen: Während beispielsweise das 15,5 Kilogramm schwere Cube Nutrail mit Alurahmen 1.699 Euro kostet, muss man für das Dude CF 9.0 aus Carbon schon 2.999 Euro hinblättern – dafür wiegt es aber auch nur 13,8 Kilogramm. Das Borealis Crestone soll in Top-Ausstattung nur noch 10 Kilogramm auf die Waage bringen – der Kaufpreis startet bei 4.000 Euro. Wer diesen Fahrradtyp nicht unbedingt zur Gazelle machen möchte, sollte bereit sein, für ein Einsteigermodell etwa 1.000 Euro zu investieren – dafür bekommst du ein vernünftiges Fatbike, allerdings mit einfacher Ausstattung.

Selbstverständlich gibt es das Fatbike mittlerweile auch als Variante mit Tretunterstützung. Mit integriertem Rückenwind spielt das Gewicht keine so große Rolle – es gibt Modelle mit stattlichen 30 Kilogramm Eigengewicht, viele E-Fatbikes liegen bei etwa 25 Kilogramm und E-LOM bietet nach eigenem Bekunden mit seinem 4point8 das weltweit leichteste E-Fatbike an. Lediglich 21 Kilogramm wiegt das E-Fatty, Carbonrahmen und -laufräder machen es möglich. Auch im E-Fatbike-Segment gilt in der Regel: je leichter, desto teurer. Weniger gut ausgestattete Modelle sind ab 1.500 Euro zu haben, für Top-Modelle, beispielsweise von Haibike, sind um die 5.000 Euro fällig, das E-LOM 4point8 POWERLINE EX1 kostet 6.490 Euro.

Wichtig! Generell ist zu beachten, dass Fatbikes wie die meisten Mountainbikes in der Regel nicht der StVZO entsprechen!

Fatbike: Für wen eignet sich das Gefährt?

Das äußere Erscheinungsbild des Fatbikes mag gewöhnungsbedürftig sein – und es ist definitiv nicht für jeden geeignet. So kannst du natürlich mit dem Fatbike über Asphalt gleiten – wenn du jedoch ausschließlich auf befestigten Straßen unterwegs bist, macht die Anschaffung eines Fatbikes nicht wirklich Sinn. Seine Stärken sind die hohe Traktion und der herausragende Grip – zu jeder Jahreszeit, selbst im bei Fahrradfahrern eher gefürchteten Winter und auf losem Untergrund. Der Fahrkomfort des Fatbikes ist selbst ohne Federgabel hoch und das Reifenvolumen neutralisiert Schläge sehr effektiv. Dir sind vor allen Dinge herausragende Wendigkeit und Schnelligkeit wichtig? Dann bist du mit einem Fahrrad mit dicken Reifen weniger gut beraten und solltest dich eventuell für ein anderes Mountainbike entscheiden. Beim Fatbike geht es in erster Linie um dessen Geländegängigkeit und natürlich um den großen Spaßfaktor, den dieses Fahrrad mit sich bringt. Das passt zu dir? Dann setz doch auf eine professionelle Fatbike-Kaufberatung, denn welches Fatbike wofür perfekt geeignet ist, erfährst am besten im Fachgeschäft.